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fashion

Must-Haves
made in Germany

Kaum jemand prägt die Mode hierzulande, wie sie es tut: Christiane Arp war knapp zwei Jahrzehnte lang die Chefredakteurin der deutschen Vogue. Heute vertritt sie mit dem Fashion Council Germany die Interessen der Branche und richtet die Berlin Fashion Week aus. Ein paar Tage bevor diese beginnt, erreichen wir Arp auf Mallorca. Sie spricht mit der entspannten Unaufgeregtheit einer Mode-Eminenz, im Hintergrund zwitschern Vögel. Ein Gespräch über die eigene Sprache, Kleidung als Rüstung und wie deutsche Mode die internationalen Kollektionen bestimmt.

»Ich wollte immer, dass die Menschen begreifen, wie viel Kraft die Mode verleihen kann. Es geht nicht um das neueste Teil, sondern um das richtige.«

Christiane Arp

Woran denken Sie bei den Stichworten Mode und Begehren?
Mode ist nicht nur Begehren. Sie ist etwas, das mich schützt. Mode kann meine beste Freundin sein. Wenn ich weiß, wie ich mit ihr umgehe, gibt sie mir unglaublich viel Kraft. Bei einem öffentlichen Auftritt oder einem Interview kann sie eine Art Rüstung sein. Mode ist unsere erste Visitenkarte – und hat für mich nichts Frivoles. Das ist vielleicht auch das, was ich mit »meiner« Vogue deutlich machen wollte: dass die Menschen begreifen, wie viel Schutz und Kraft, wie viel Macht Mode verleihen kann. Und da geht es nicht um das neueste Teil, sondern um das richtige.

Wo hat Ihre Leidenschaft für Mode Ihren Ursprung?
Ich bin auf einem Bauernhof in einem 500-Einwohner-Dorf in Niedersachsen groß geworden. Da gab es nichts, was an eine Boutique auch nur erinnert hätte. Aber meine Mutter war hervorragend im Handarbeiten, in unserem Haus gab es immer Näh-, Häkel- und Strickzeitschriften. Meine Leidenschaft für Mode entstammt dem Selbermachen. Ich habe früh verstanden, dass Mode meine Sprache sein könnte.

Was Ihren Stil angeht, haben sie heute eine Art Uniform.
Sie hat ihren Ursprung in den 1980er-Jahren. Wir kamen aus einer Zeit der lila Latzhosen – also der Frauenbewegung, deren Anhängerinnen nicht auf ihre Körper reduziert werden wollten. Als japanische Modemacher wie Yohji Yamamoto und Rei Kawakubo mit Comme des Garçons nach Paris kamen, dachte ich: So will ich aussehen! Schwere Stoffe aus dem Bereich der Männerbekleidung, Oversized-Schnitte, in denen mein Körper keine prominente Rolle mehr spielte. Das führte mich zurück in meine Jugend, als ich die riesengroßen Männerhemden meines Großvaters umgeschneidert und eingefärbt habe. Ein Anzug, ein Hemd – das mag ich bis heute. In einer Welt, in der es ständig um Perfektion geht, haben mir die Schnitte und Stoffstrukturen der japanischen Designer*innen geholfen, meinen Weg zu finden.

IST ES IHNEN IN DEN 19 JAHREN IHRER ZEIT BEI DER VOGUE GELUNGEN, DEN BLICK DER DEUTSCHEN AUF DIE MODE ZU VERÄNDERN?
Natürlich hat sich der Blick auf Mode verändert. Wir als Frauen und die Gesellschaft haben uns verändert – allein durch den digitalen Konsum. Statt in meinem kleinen niedersächsischen Heimatort abgelegte Herrenhemden umzunähen, könnte ich mir als Teenie heute Outfits von jedem denkbaren Label bestellen. Mode hat sich stark demokratisiert. Ich glaube übrigens nicht, dass wir Deutschen weniger Geschmack haben als die Menschen in Italien oder Frankreich. Allerdings war das, was bei uns vielleicht noch verpönt war, woanders schon längst Mode. Es gibt heute kaum eine Kollektion, die ohne eine Anleihe an eine Birkenstock-Sandale oder Adidas-Jogginghose auskommt. Und damit hat Deutschland die Mode in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt.